Corona-Kommunikation der Bundesregierung - im Auflösungsprozeß
Derzeit passiert das nicht für möglich Gehaltene - es droht ein weiterer Corona-Herbst und die Kommunikation der Regierung dazu ist - fast - ein Totalausfall.
Wer die extrem hohen Infektionszahlen dieser Juni- und Juli-Wochen als Menetekel für den nächsten grauen Corona-Herbst in Deutschland annimmt - und das tun viele! -, dessen Anflüge von Depression und Resignation dürften zusammenfallen mit einer massiven Irritation über die Kommunikation der staatlichen Corona-Politik.
Es zeichnet sich nämlich derzeit keinerlei Konsens und Strategie über die politischen Lager hinweg ab. Und der Spätsommer mit der Wiederaufnahme des Unterrichts erst an Schulen, dann an Fachhochschulen und Universitäten rückt immer näher. Wer derzeit eine Straßen-Umfrage mit nur einer Frage veranstaltet - Frage: "Können Sie die Strategie der Politik zur Verhinderung eines schlimmen Corona-Herbstes in Deutschland kurz erläutern?" -, der würde wohl vor allem in fragende Gesichter schauen.
Eine abgewogene politische Strategie ist derzeit nicht einmal in Ansätzen erkennbar. Und die Kommunikationsstrategie scheint im Wesentlichen daraus zu bestehen, einen zunehmend resigniert bis verzweifelt wirkenden Bundesgesundheitsminister vor die Kameras zu stellen und in Talkshows zu schicken, der dann dort seine Forderungen zunehmend als private Meinung und persönliche Empfehlung deklariert. wissend, dass kurz danach seine Positionen konterkariert werden durch abweichende Statements des Koalitionspartners in Gestalt des Justizministers oder im Widerspruch der Ständigen Impfkommission oder irgendeines Ärzte-Verbandvertreters. Und zeitgleich sieht sich das Publikum in den Buchhandlungen angestrahlt vom lächelnden Karl Lauterbach, der auf der Titelseite seine aktuellen Buches die Segnungen evidenzbasierter Politik bewirbt. Wie soll hieraus eine stimmige Verhaltensweise der Bevölkerung entstehen, die zumindest im Gesamtergebnis das Land der Herdenimmunität näherbringt?
Die Corona-Kommunikation der Politik ist derzeit weder einheitlich, noch stimmig, noch in irgendeiner Weise überzeugend. Und die Zeit scheint schon wieder davonzulaufen.
Für eine gezielte Impfkampagne in solchen Problemgruppen der Bevölkerung mit unterdurchschnittlicher Impfquote ist es schon fast zu spät. Wieder einmal. Und dies ist nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre kaum erklärlich und es ist auch nicht entschuldbar.
Markus Kiefer
(Kolumne von Markus Kiefer vom 1. August 2022 auf www.markus-kiefer.eu)