Das Toxische in der Unternehmenskultur aufspüren

Was vergiftet Unternehmenskulturen? Und was ist dem entgegenzusetzen?

Wenn Sie einmal einen kritischen Blick auf Ihre Unternehmenskultur werfen, wie würden sie diese beurteilen? Verstanden wird der Begriff zumeist als die Gesamtheit der in einem Unternehmen gewünschten Werte, Normen, Regeln und auch Verhaltensweisen. in geschriebenen und ungeschrieben Leitlinien. wie wird das bei Ihnen gelebt? Denn darauf kommt es ja am Ende an, auf die Umsetzung. Werte auf Papieren und an Wandtafeln sind am Ende nur das wert, wie sie tatsächlich gelebt werden. Und: von wie vielen in einer Gruppe sie gelebt werden. Sind es bei Ihnen viele? Oder haben Sie möglicherweise schon öfter Anzeichen von Zynismus beobachtet, wenn Angehörige Ihres Betriebs sich offen darüber unterhalten, wie es mit den offiziell hoch gehaltenen Grundwerten ihres Unternehmens in der Realität aussieht? Wenn ja, dann sollten Ihre Antennen schon ausgefahren sein oder spätestens jetzt hochfahren.  

Und ja, möglicherweise stört sich jetzt bei Ihnen ein Störgefühl ein, wenn Sie anfangen, genauer nachzudenken und sich an eine radikal ehrliche, wirklich selbstkritische Bewertung zu wagen. Da war doch neulich schon so ein Gefühl ... Und, ganz ehrlich, war da nicht irgendwie schon länger Sand im Getriebe? 

Nehmen Sie nun einen Block oder öffnen ein Word-Dokument. Schreiben Sie dort bis zu fünf Begriffe und Faktoren auf, die in der Lage sind, die Kultur ihres Unternehmens aus dem Gleichgewicht zu bringen - oder es vielleicht schon tun. Was ist das Toxische, das die Atmosphäre vergiften könnte oder es möglicherweise schon tut? Wo müssten Sie als Verantwortlicher für das Geschäft insgesamt, als Personalverantwortlicher, als Manager der internen Kommunikation, als Führungskraft in besonderer Weise wachsam sein? Welche fünf Begriffe würden auf Ihrem Zettel stehen? 

Der berühmte Management-Vordenker Stephen R. Covey hat in seinen Bestsellern wieder und wieder auf fünf solcher Kategorien oder Mechanismen hingewiesen, die den inneren Kompass von Institutionen und Unternehmen irritieren können. Er hat sie allerdings nicht als toxisch bezeichnet. Sondern noch viel drastischer: als "Krebsgeschwüre". Für ihn waren dies: Kritisieren - Klagen - Vergleichen - Konkurrieren - Streiten. Klar, für sich betrachtet, kann jede dieser Verhaltensweisen auch für Gutes stehen. Konkurrenzdenken  hielt auch Covey durchaus für eine gute Sache, die in der Wirtschaft für eine gute Performance sorgen kann. Aber eben nicht als Dauerzustand einer innerbetrieblichen Verhaltensweise als Norm. Das hielt er für höchst ungesund. Und das galt ihm für alle anderen genannten Phänomen analog.

Wenn Sie diese 5 "Krebsgeschwüre" einmal mit den 5 Kategorien auf Ihrem Zettel oder in einer Word-Dokument vergleichen, vermute ich eine gewisse Schnittmenge. An dieser sollten Sie dranbleiben und den Ursachen auf den Grund gehen, mit Einzel-Gesprächen, Gruppengesprächen oder mithilfe externer Berater. Denn eine von solchen Verhaltensweisen dominierte Unternehmenskultur kann auf Dauer weder Mitarbeiterzufriedenheit erhalten noch innovative Produkte generieren noch einen Service-Stil pflegen, der Kunden begeistern wird.

Markus Kiefer

(Kolumne von Markus Kiefer vom 1. April 2022 auf www.markus-kiefer.eu)  

Erschienen am 01/04/2022 09:40
von Markus Kiefer
in der Kategorie : Auf den Punkt
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