Geht doch! - Emotionale Vision des Erfolgs der Impfkampagne
An dieser Stelle wurde die staatliche Corona-Kommunikation mehrfach analysiert, meistens kritisch. Jetzt aber zeigt der aktuelle Spot der Bundesregierung einen deutlichen Erkenntnis-Sprung.
An dieser Stelle wurde die staatliche Corona-Kommunikation mehrfach analysiert, zumeist kritisch, aus einer ganzen Reihe von Gründen. Aber jetzt legt die Bundesregierung noch einmal den Schalter um. In die richtige Richtung. Mit dem nun weit verbreiteten Video-Clip "Hello Again" wird nämlich seit wenigen Wochen nicht die X-te Litanei von Warnungen, Beschwörungen, Unheil-Szenarien angestimmt. Nein, unter der Melodie und dem Text des in allen Generationen populären Carpendale Dauer-Hits bauen sich emotionale Bilder auf, die immer eindrucksvoller beschreiben, wie Menschen wieder zusammen kommen, sich begegnen, sich berühren, zusammen feiern. https://www.youtube.com/watch?v=tC0wkfwVUS0
Das ist genau das, was hier vielfach gefordert wurde. Kein Stakkato aus Belehrungen, Warnungen und Drohungen. Sondern die Kommunikation der Vision eines Endzustandes. Eines positiven Ziel-Zustandes, in den alle unsere gemeinschaftlichen Anstrengungen, Verzichte, Entbehrungen, Aktivitäten zum Schutz von uns selbst und von anderen münden könnten - wenn nur jetzt genügend Überzeugte (mit Impfungen) mitziehen. Hier werden keine bedrückenden Warnungen vor einer Vierten Welle ausgestrahlt. Sondern es wird am Ende eine ganz andere Welle abgebildet. keine, die Angst macht. Sondern eine Welle, die begeistert. Und zwar eine La Ola-Welle, die durch ausverkaufte Rockkonzerte und Fußballstadien läuft. Bravo, so geht Motivation! Eine Motivation mündiger Bürger durch eine Regierung, die an unseren Gemeinschaftssinn appelliert und die Belohnung emotional visualisiert.
Und dafür sind in dem Begleittext des Videos kaum Worte nötig. Das funktioniert nonverbal. Sogar viel besser.
Es ist genau die Bild- und Gefühlssprache, mit der sicher eine ganze Reihe von bislang Abseits Stehenden und Zögerlichen gepackt werden könnte. Es gibt ja nicht nur notorische Impfgegner, die sich rationalen Argumenten verschließen. Es gibt auch viele Passive, Bequeme und ja, auch sehr viele Egoisten. Was hab ICH davon, wenn ICH mich impfen lasse? Hier wird die Antwort eindrucksvoll gezeigt.
Was jetzt noch kurzfristig hinzutreten sollte, das ist eine knackige Kommunikationskampagne, die sich ganz gezielt an alle unsere nicht-deutschstämmigen Neu-Mitbürgerinnen und Mitbürger richtet, egal welchen unterschiedlichen Rechts-Status zum Aufenthalt in Deutschland diese auch immer haben. Diese wird dringend benötigt. Denn wenn sich aus diesen Bevölkerungskreisen in den nächsten 8 Wochen nicht noch sehr viele anschließen, wird es eng mit dem Erreichen einer wirkungsvollen Herden-Immunitäts-Quote. Deswegen: Hoffentlich können die kreativen Kräfte, die unsere Regierungen in der Kommunikations-Strategie beraten, hier noch nachlegen. Klarmachen: Es ist jetzt die Zeit der Entscheidung. Eurer Entscheidung: Impfen oder Infektion. Es gibt nichts dazwischen. Und dann Bilder, Töne, Klänge, Kurz-Messages für die Skizze einer nahe liegenden Zukunft, die das Ergebnis einer Entscheidung zugunsten des Impfens zeigen. Logisch, klar muss man da einen anderen Klangteppich finden als diesen inzwischen urdeutschen Schlager. Aber das sollte möglich sein. Und es kann nicht bis zur Verantwortungs-Übernahme durch die neue Bundesregierung warten.
Markus Kiefer
(Kolumne von Markus Kiefer vom 1. September 2021 auf www.markus-kiefer.eu)