Handyverbot im Schulunterricht - ein Schritt in die richtige Richtung
Italien hat Handys im Schulunterricht verboten. Sollte Deutschland nachziehen? 5 Gründe für ein Ja.
Italien macht es vor, Deutschland sollte nachziehen: Ein striktes Handyverbot im Schulunterricht ist längst überfällig. Digitale Medien sind unbestritten ein wichtiger Bestandteil unserer modernen Bildung, aber sie gehören nicht unreflektiert in die Hände der Schülerinnen und Schüler während der Unterrichtszeit. Vor allem nicht in den jüngeren Schülergenerationen. Warum? Hier sind fünf überzeugende Gründe, vor allem aus psychologischer Perspektive.
1. Förderung der Konzentration: Ständige Benachrichtigungen und der Drang, ständig auf das Smartphone zu schauen, stören den Lernfluss erheblich. Studien zeigen weltweit, dass der Fokus auf eine Aufgabe enorm leidet, wenn wir uns ständig ablenken lassen. Ein Handyverbot hilft dabei, die Aufmerksamkeit der Schüler auf den Unterricht zu lenken und ihre kognitive Leistungsfähigkeit zu steigern.
2. Verbesserung der sozialen Interaktionen: Die Anwesenheit von Smartphones verhindert echte zwischenmenschliche Kommunikation. Psychologen betonen, dass Schüler in der Schule nicht nur fachliches Wissen erlernen, sondern auch soziale Kompetenzen entwickeln müssen. Ein Handyverbot stärkt die persönliche Kommunikation und die sozialen Bindungen zwischen den Schülerinnen und Schülern. Und natürlich auch zum Lehrpersonal. Diese Feststellung gilt sowohl für den Unterricht wie für Pausenzeiten
3. Reduzierung von Stress und Überforderung: Viele Jugendliche fühlen sich durch den ständigen Informationsfluss auf ihren Smartphones überfordert. Ein Verbot im Klassenzimmer und generell auf dem Schulgelände kann helfen, diesen Druck zu mindern und den Lernenden eine stressfreie Umgebung zu bieten, die sie auf den Unterricht fokussieren lässt und nicht auf die digitale Welt.
4. Förderung der Kreativität: Langeweile ist oft der Motor für kreative Prozesse. Wenn Schüler nicht ständig durch digitale Medien abgelenkt werden, sind sie eher gezwungen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und ihre Kreativität auszuleben. Ein Leben ohne ständige Smartphone-Nutzung kann helfen, den Raum für kreative und innovative Gedanken zu öffnen.
5. Schutz vor Cybermobbing während der Schulzeit: Cybermobbing ist ein ernstes Problem, das oft durch ständige Erreichbarkeit über das Smartphone entsteht. Ein Verbot könnte nicht nur den Unterricht schützen, sondern auch verhindern, dass Schülerinnen und Schüler in der Schulzeit Opfer digitaler Belästigungen werden. Der Klassenraum und genauso auch der Schulhof müssen sichere Ort sein, frei von den Gefahren der digitalen Welt.
Diese fünf Gründe machen deutlich: Ein Handyverbot ist kein Rückschritt, sondern ein notwendiger Schritt nach vorne. Deutschland sollte sich ein Beispiel an Italien nehmen und die schulischen Räume zu Orten machen, die dem Lernen und der menschlichen Entwicklung dienen ? ohne Ablenkungen durch ständige Smartphone-Nutzung.
Natürlich gibt es auch gute Gegenargumente gegen ein pauschales Handyverbot. Oft wird betont, dass digitale Medien wie Smartphones für interaktive Lernprozesse eine wertvolle Ressource sein können. Sie ermöglichen den Zugang zu einer Fülle von Informationen, fördern das Recherchieren und bieten innovative Möglichkeiten für den Unterricht. Diese Ansicht hat durchaus ihre Berechtigung.
Eine mögliche Lösung könnte darin liegen, das Handyverbot flexibel zu gestalten. So könnte das Smartphone während der Unterrichtszeit grundsätzlich ausgeschaltet bleiben ? mit einer wichtigen Ausnahme: Wenn Lehrkräfte entscheiden, dass digitale Tools für eine Recherche oder interaktive Aufgaben sinnvoll sind, dürfen die Schülerinnen und Schüler ihre Handys gezielt nutzen. Auf diese Weise bleibt der Fokus auf das Wesentliche gerichtet, ohne auf die Vorteile moderner Technologie zu verzichten. Ein solches Modell würde die Vorteile der digitalen Medien nutzen, gleichzeitig aber die negativen Effekte der ständigen Ablenkung minimieren.
Auch wird eingewandt, dass viele Schüler, v.a. die aus prekären Verhältnissen und aus Single-Haushalten, für ihre Familien erreichbar sein sollten. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Eine Lösung könnte sein, jeweils zu Beginn von großen Pausen oder in den letzten 5 Minuten vor Wiederbeginn des Unterrichts die Handynutzung für ein paar Minuten zu erlauben, um wichtige private Nachrichten checken zu können.
Das könnte eine konsequente Linie mit ein oder zwei flexiblen Schlaufen sein, die der Qualitätssteigerung des Präsenzunterrichts an Schulen gut tun würde.
Markus Kiefer
(Kolumne von Markus Kiefer vom 1. November 2024 auf ww.markus-kiefer.eu)