Office-Restart mit Kreativtechniken

Wenn es in den Büros und Seminarräumen wieder zur Präsenz zurückgeht, dann wird es stark darauf ankommen, Kreativ-Potentiale neu freizusetzen. Und das geht mit Kreativtechniken, auch mit bewährten alten wie dem Brainstorming.

In den Nachbarländern ist es schon so, hierzulande sieht es danach aus, dass im Lauf des Monats März viele Corona-Einschränkungen durch die Politik zurückgenommen werden. Homeoffice-Pflichten werden zurückgefahren und ganze Belegschaften werden in Büros zurückkehren. Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen dürften wieder zunehmend auf physische Präsenz-Lehrveranstaltungen umstellen.

Das bedeutet für Führungskräfte, Leiter von kleineren Teams und für Dozenten mit kleineren Kursen neue Planungen und Umsteuerungen. Sie sollten dabei vor allem auf eines setzen, was nach übereinstimmender Meinung der Fachwissenschaft in den ermüdenden Videokonferenz-Dauerschleifen während langer Pandemie-Zeiten viel zu kurz kam bzw. was einfach ein den digitalen Formaten sehr viel schlechter funktioniert: Kreativ-Potentiale ansprechen und freisetzen.

In der Konsequenz bedeutet das, bei den Rückkehrern in Büros und Seminarräumen sehr stark auf Kreativitäts-Techniken setzen. Zum Beispiel auf das gute alte Brainstorming. Bevor wir an die klassischen Regeln dazu erinnern, soll eine zentrale Forderung vornweg stehen. Suchen und gestalten wir uns neue Räume dafür! Wer bislang im Homeoffice eingeklemmt war, der wird im kalten Konferenzraum und im schmucklosen Hörsaal vielleicht auch nicht sofort auf Betriebstemperatur kommen. 

Gehen wir einmal vom klassischen 30-Minuten-Zeitformat aus, von 4 bis maximal 12 Personen. Selbst bei (deutlich) mehr Beteiligten reicht für viele Aufgaben durchaus schon mal eine Stunde, um beispielsweise eine Marketingidee durchzuspielen oder etwa um richtige Eventformate für Anstehendes zu finden. Da lässt sich ein Brainstorming durchaus im Freien durchführen, sei es auf einer Terrasse, einem geöffneten Balkon, wohin sich ja durchaus auch eine Flipchart schieben lässt. Wenn ein Garten oder ein kleiner Park vorhanden ist, noch besser. Und wenn es nur drinnen geht, die Räume so gut wie möglich anreichern. Falls technisch machbar, mehr als eine Flipchart, Metaplanwände. Material zum Bemalen von Wandtapeten, Wandflächen etc. nutzen, um dort Poster oder Wandtapeten auszumalen oder um Ergebnisse dauerhaft zu visualisieren.

Und beim Brainstormen selbst? Nicht das Rad neu erfinden, sondern zurück zur Quelle. Als der New Yorker Werbefachmann Alex F. Osborn die Methode in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts erfand, ging es ihm vor allem um eines: möglichst viele Ideen generieren. Es ging ihm um Masse und nicht um die Erwartungshaltung, einer möge jetzt bitte schnell die einzig angemessene, ausgereifte, perfekte Idee finden und einbringen. Darum geht es eben nicht.

Daher Osborn-Regel 1: "Go for large quantities of ideas!" Kommentar: Also, je mehr, desto besser - viele Optionen und Möglichkeiten hervorzaubern. 

Osborn-Regel 2: "Don't criticize it!". Kommentar: für Führungskräfte, die das Brainstorming moderieren, heißt das, sich mit Kritik so lange wie möglich zurückzuhalten oder sie gar nicht erst vorzutragen. Bewertungen stehen erst am Ende des Brainstorming-Prozesses. Wer Voten und Vorschläge vorschnell kritisiert, killt die Kreativ-Stimmung. Und das ist in der Nach-Omnikron-Welle von besonderer Bedeutung. In den Videokonferenzen werden sich viele stille Kräfte so gut wie gar nicht zu Wort gemeldet oder geäußert haben. Ihr Potential gilt es jetzt abzurufen. Daher müssen Brainstorming-Moderatoren mehr denn je ermutigen, nicht entmutigen.

Osborn-Regel 3: "Build on each others ideas!" Kommentar: Im Brainstorming soll nicht jeder für sich arbeiten und seine Idee, seinen Vorschlag durchsetzen. Es geht um Zusammenarbeit, es geht um das Aufgreifen und Weiterentwickeln der Ideen, die andere schon geäußert haben. In moderner Sprache ist das Co-Kreation. Und auch gilt es für die Führungskräfte-Moderation wiederum, das Potential derer freizusetzen, die in Video-Konferenzen (zu) oft geschwiegen haben. Denn das sind nicht die Typen Einzelkämpfer, die sich mit aller Macht durchsetzen wollen. Das sind oft Persönlichkeiten, die im und fürs Team arbeiten, wenn man sie lässt.

Osborn-Regel 4: "Encourage wild and exaggerated ideas!" Kommentar: Brainstormings erkunden Unbekanntes und sollen ermutigen, das Originelle, das Außergewöhnliche auszusprechen.

Und dann ran an die Ideenfindung, in drei Phasen: knappe, klare Aufgabenformulierung durch den Teamleiter und Moderator, Löwenanteil der Zeit für die Storming-Phase und noch einmal ein Viertel der Zeit für Zusammenfassung, Bewertung, evtl. Priorisierung.

Um die Restart-Phase bei Abebben der Pandemiewelle möglichst kräftig anzuschieben und die Teams in Präsenz wieder zusammenzuführen, empfiehlt es sich, Kreativtechniken regelmäßig einzusetzen.

Markus Kiefer

Kolumne von Markus Kiefer vom 1. März 2022 auf www.markus-kiefer.eu 

 

Weiterführend

Petra Sammer, Die besten Kreativtechniken = PR-Werkstatt vom 7. Juni 2021 (PR-Report)

Jochen Mai, Brainstorming: 4 Regeln und 6 Tipps & Methoden für mehr Ideen: in https://karrierebibel.de/brainstorming/ Abruf (15.2.2022) 


 

 

 

Erschienen am 01/03/2022 08:58
von Markus Kiefer
in der Kategorie : Auf den Punkt
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