Rüstungsindustrie und Sportsponsoring

Groß war die Empörung mancherorts, als der BVB zwei Tage vor dem Champions League-Finale die neuen Sponsoring-Partnerschaft bekannt gab - mit Rheinmetall.

Die Empörungsmaschinerie lief zügig an, als der BVB kurz vor dem Saisonhöhepunkt Champions League-Finale seine neueste Sponsoring-Partnerschaft mitteilte, mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Dabei wurde nicht nur das Timing der Mitteilung kritisiert, sondern vor allem die Passung der Partnerschaft. Die Werte des weltweit populären Fußballclubs seien nicht vereinbar mit einem Unternehmen, dessen Produkte Menschen töten, so hieß es.

Nun könnte man mit Blick auf dieses Argument zahlreiche Sport-Sponsoring-Partnerschaften einmal genauer unter die Lupe nehmen und dabei die Produkte der sponsernden Unternehmen breit untersuchen, wie sehr viele von ihnen menschlichem Leben und Gedeihen auch schädlich sein könnten. Da ließe sich außer Waffen vieles andere finden, das man als unvereinbar mit Werten deklarieren könnte, für welche Leistungssportler und ihre Clubs gemeinhin öffentlich werben. Aber lassen wir diesen Aspekt einmal beiseite.  Und versuchen die Sache auch einmal aus einer ganz nüchternen Grundsatz-Perspektive zu sehen. Nämlich der Zeitenwende in Europa. 

Blicken wir darauf, dass sich der mehrheitliche gesellschaftliche Blick auf die Waffenindustrie seit dem russischen Überfall auf die Ukraine gewandelt hat. Und zwar ziemlich schnell. Und deutlich erkennbar, durch vielfache Umfragen abgesichert. Ohne die gewaltige Produktionsleistung und Geschwindigkeit, mit der die Rheinmetalls, Hensoldts und Co. in Deutschland und andere Waffenfirmen in der westlichen Welt ihre Produktion hochgefahren haben, wäre die Ukraine vermutlich schon längst verloren. 

Und heute gründen die meisten unserer Hoffnungen auf eine schnell aufzubauende neue Verteidigungsfähigkeit unseres Landes, des NATO-Bündnisses in Europa auf weit höherem Niveau als bislang doch vor allem auf der Leistungsfähigkeit der Rüstungsindustrie. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes systemrelevant. Jedenfalls dann, wenn man unsere gesellschaftliche, unsere wirtschaftliche, unsere rechtsstaatliche und unsere wirtschaftliche Ordnung für schützenswert und verteidigungswürdig hält. 

Was hat man seitens der Politik während der Corona-Zeit nicht alles für systemrelevant erklärt und unter den Schutz leistungsstarker finanzieller Rettungsschirme gestellt? In rasender Geschwindigkeit. Ob das wirklich alles systemrelevant im Wortsinn war ...? Wenn ja, dann ist es die Rüstungsindustrie in Deutschland und Europa allemal - und zwar höchst systemrelevant. Zumal sie ja auch noch unter dem (sehr!) wachsamen Auge des Staates arbeitet, produziert, liefert.  Die meisten Menschen in unserem Land sehen dies heute so. Und wenn ein Unternehmen systemrelevant ist, dann ist es doch wohl allemal ein würdiges Objekt für Sponsoring-Partnerschaften. Nicht nur im Sport, aber gern auch dort. 

Wenn einer der wichtigsten Fußballclubs in Deutschland, der noch dazu ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen ist, diese zunehmend gewachsene Akzeptanz durch Sponsoring-Partnerschaften sichtbarer macht, dann ist das aus meiner Sicht kein Anlass zur Kritik an Vereins- und Unternehmensführung. Das Management von Borussia Dortmund hat für den Abschluss dieser zugleich zeitgemäßen wie weitsichtigen Sponsoring-Partnerschaft viel eher Respekt und Anerkennung verdient. Und nicht nur der BVB. Sechs Tage später stellte der Düsseldorfer Eishockey-Traditionsclub DEG das gleiche Unternehmen als neuen Premium-Sponsor für die kommende Saison vor.

Markus Kiefer

(Kolumne von Markus Kiefer vom 1. Juli 2024 auf www.markus-kiefer.eu)

Erschienen am 01/07/2024 08:42
von Markus Kiefer
in der Kategorie : Auf den Punkt
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